Das Phänomen V-Tuber – Japanische Popkulturerscheinung oder ernstzunehmender YouTube-Trend?

In Japan sind V-Tuber (Virtual Tuber) bereits seit 2016 auf dem Markt und vor allem in den letzten beiden Jahren erfolgreicher als ihre „Kollegen“ aus Fleisch und Blut, die mittlerweile nicht mehr an die Abonnenten-Zahlen der virtuellen Avatare auf YouTube herankommen. Die Relevanz der V-Tuber beziffert YouTube in seiner aktuellen Erhebung „YouTube Culture & Trends“ mit mehr als 1,5 Milliarden gestreamten Stunden pro Monat und führt die Kunstfiguren als gesonderten Punkt auf. Doch können die virtuellen YouTuber 2021 auch in den USA, Europa und Deutschland durchstarten?

V-Tuber – eine neue Art von YouTube-Stars

Sie streamen Videospiele, veröffentlichen Musikvideos und chatten mit ihren Fans. Und erreichen damit jeden Tag Millionen von Abonnenten. V-Tuber sind Comic-Avatare, oftmals im japanischen Anime-Stil gezeichnet, die live im Netz streamen und dabei von echten Menschen synchronisiert werden.

Hinter den fiktiven Zeichentrick-Charakteren stehen oftmals professionelle Agenturen, die ihre Avatare von Schauspielerinnen, sog. „Voice Actresses“ synchronisieren lassen. Inzwischen werden besonders erfolgreiche V-Tuber bereits von mehreren Voice Actresses synchronisiert, um unterschiedliche Sprachen sprechen zu können und so auch neue Märkte besser zu bedienen.

 

Die Technik hinter den virtuellen Charakteren

Rein technisch betrachtet liegt die Einstiegshürde für V-Tuber nicht höher als beim Einrichten eines „normalen“ Let’s-Play-Kanals. Man benötigt nicht mehr als eine Webcam und eine (oftmals gratis verfügbare) App, mit der man sich in seinen Avatar verwandeln kann (z.B. VTubeStudio) – vorausgesetzt, man hat sich bereits ein Modell des Wunschcharakters anfertigen lassen und möchte nicht mehr als Schultern und Gesicht zeigen. Soll es jedoch ein animierter Ganzkörperavatar werden, fallen eine teure VR-Ausrüstung und die Anfertigung eines speziellen 3D-Modells an.

 

Die Erfolgsgeschichte startet in Japan

Die bekannteste und reichweitenstärkste V-Tuberin Kizuna AI feierte 2016 ihr Debut und hat inzwischen mehr als 4,4 Millionen Abonnenten auf YouTube und verzeichnet schon mal mehr als 15 Millionen Klicks auf einen ihrer Musikclips.

Kizuna AI. Quelle: YouTube

Hinter dem Avatar steht die Agentur Upd8, welche ein ganzes Produktions-Team für die Erstellung des Contents beschäftigt. Wie erst 2020 bekannt wurde, wird der Avatar die längste Zeit von der japanischen Synchronsprecherin Nozomi Kasuga gesprochen. Kizuna AI ist so erfolgreich, dass die Japan National Tourism Organization sie als Maskottchen für ihre globale Werbekampagne eingesetzt hat. Seit Mai 2020 hat sie zudem ihre persönliche Managementfirma.

Das dominanteste V-Tuber Netzwerk in Japan ist Hololive, welches 16 der 20 reichweitenstärksten V-Tuber-Kanäle betreibt. Noch deutlicher wird Hololives Dominanz im V-Tuber-Business, wenn man die „Superchat“-Einnahmen betrachtet: Acht von zehn Kanälen, die über Superchat die meisten Spendengelder eingesammelt haben, obliegen Hololive. Kiryu Coco, die in dieser Hinsicht erfolgreichste V-Tuberin, hat laut Playboard bereits mehr als eine Million US-Dollar von ihren Abonnenten als „Trinkgeld“ über diesen Weg eingesammelt. Das macht V-Tuber natürlich auch für YouTube selbst interessant und vor allem lukrativ, da die Plattform einen nicht unerheblichen Prozentsatz (bis zu 30%) der Einnahmen einbehält. Investoren haben in den letzten Monaten mehrere Millionen Dollar in Hololive gesteckt, um mit fünf neuen englischsprachigen V-Tubern über die Grenzen Japans hinaus weiter zu expandieren.

Entwicklung und Potentiale außerhalb Japans

Während japanische brands die V-Tuber längst als Werbe- und Markenbotschafter für sich entdeckt haben, gehen V-Tuber-Anbieter in Japan noch den Weg des geringsten Widerstands und exportieren ihre Charaktere nach China, ein Markt der Anime liebt, aber noch unterversorgt ist.

In den USA oder Europa hat man noch ein hartes Stück Arbeit vor sich, um V-Tube-Stars zu etablieren und für Unternehmen attraktiv zu machen. Das könnte vor allem an zwei Faktoren liegen. Erstens werden die Avatare in Japan oft auf nicht jugendfreien Portalen wie Porno-Plattformen oder Chaturbate platziert. Das steigert die Reichweiten und die größtenteils anonymen Streamer haben keinen Imageschaden oder Kontroversen zu befürchten. Ist ja schließlich alles nicht echt. Daneben gibt es auch direkt im Stream immer wieder teilweise wenig subtile sexuelle Anspielungen der V-Tuber – der Schritt von Anime zu Hentai scheint hier oftmals nicht sehr weit zu sein. Aus unternehmerischer Sicht ist ein solches Umfeld allerdings problematisch und in den meisten Fällen alles andere als „brandsafe“. Hier müsste also in Europa und den USA direkt entgegengesteuert werden. Hinzu kommt, dass ein wichtiger Faktor für den Erfolg der V-Tuber in Japan die dortige Beliebtheit dieser Popsubkultur ist. In Europa und Übersee hingegen basiert der Erfolg der „herkömmlichen“ Influencer und YouTuber noch stark auf deren Authentizität und Nahbarkeit, eben Persönlichkeiten von nebenan wie du und ich.

Allerdings steckt in eben dieser Nahbarkeit auch eine der großen Stärken der V-Tuber. „Was V-Tuber von normalen Anime-Charakteren unterscheidet, ist, dass man glauben kann, dass sie tatsächlich existieren“, so Takeshi Osaka, Gründer von Activ8 Inc., dem Unternehmen hinter Kinzuna AI. „Diese Präsenz ist ein wichtiger Teil dessen, was sie so attraktiv macht“ (Quelle: MA, THT, Kyodo).

Stell dir vor, du könntest deiner liebsten Zeichentrickfigur live dabei zusehen, wie sie singt, zockt oder mit anderen Charakteren interagiert – und dabei noch mit ihr chatten. Der Erfolg von interaktivem Livestreaming macht schließlich auch nicht vor Europa oder den USA halt.

Dementsprechend sind auch außerhalb Japans einige ambitionierte Agenturen entstanden. So zum Beispiel das Unternehmen VShojo, welches im November 2020 von einem Twitch-Mitgründer ins Leben gerufen wurde. Die in den USA ansässige Firma hat eine Gruppe von sieben englischsprachigen V-Tubern eingekauft, darunter auch die Figur „Projekt Melody“ mit bereits über 800.000 Abos bei Twitch und YouTube, weitere sollen 2021 folgen. Im Vergleich dazu existiert noch keine wirklich nennenswerte deutsche Szene – der erfolgreichste in Deutschland ansässige Charakter Mocca Liebeskind verbucht 13.000 Abonnenten und konzentriert sich auf englisch- und japanischsprachige Inhalte.

Unsere Prognose:

Die Inhalte müssen auf den westlich-europäischen Markt angepasst werden und von jeglicher Unseriösität befreit  werden. Was Japans Spielehersteller mit Pokémon oder Resident Evil bereits vor Jahren geschafft haben kann auch mit V-Tubern gelingen. Das Timing könnte kaum besser sein, da das öffentliche Leben in Zeiten einer weltweiten Pandemie auch in den kommenden Monaten immer mehr virtuell stattfinden muss. Warum sollen dann nicht auch virtuelle Charaktere zu einer echten Alternative zu Influencern aus Fleisch und Blut werden?

Die ANKOMM:

Die ANKOMM begleitet als Full-Service Marketing Agentur Kunden seit jeher dabei, mutige Wege zu gehen, um beste Ergebnisse zu erreichen. Ob bei der Einführung neuer Produkte, unkonventionelle Recruiting-Kampagnen oder der Kommunikation in herausfordernden Geschäftsfeldern, wir entwickeln Lösungen, die passen. Mehr Informationen und eine Auswahl bisheriger Cases gibt’s hier: https://www.ankomm.de/was-wir-tun/ 


Die gesteigerte Bedeutung von Emotionalisierung im Social Media Marketing – und welche Rolle die Corona-Krise dabei spielt.

Emotionen, persönliche Einstellungen und die daraus resultierenden Beziehungen sind ein enormer Faktor für Kaufentscheidungen. Wir gehen Beziehungen zu Marken ein und kaufen deren Produkte oder Dienstleistungen eher, wenn wir uns dabei gut fühlen und sich der Kauf richtig anfühlt. Selbstverständlich werden auch viele dieser Entscheidungen aus rationalen Gründen getroffen, emotionale und auf Gefühlen basierende Entscheidungen ersetzen diese jedoch mehr und mehr. Im Social Media Marketing vieler Unternehmen wird allerdings immer noch viel zu selten versucht, diese Gefühle zu wecken. Und wenn es versucht wird, dann leider oftmals nur halbherzig, unglaubwürdig und austauschbar.

Die Markenloyalität sinkt weiter

Das klassische Anpreisen von Angeboten, Produkten und Features verliert dann an Wirkung, wenn emotionale Kaufentscheidungen in den Vordergrund treten. Für Marken und Unternehmen ist das Vermitteln einer Einstellung der Marke zu bestimmten Ereignissen und Reaktionen auf aktuelle Entwicklungen mindestens genauso wichtig (wenn nicht sogar wichtiger) als die Übermittlung rationaler Vorteile.

Die rationalen und faktischen Vorteile eines Produktes oder einer Dienstleistung sind nach wie vor die Basis. Diese Basis reicht aber immer öfter nicht mehr aus, um Kunden langfristig an die eigene Marke zu binden. Denn Kunden sind Menschen und diese handeln mehr denn je nach gewissen Werten, Prinzipien und Gefühlen. Die Markentreue sinkt indes aktuell weiter und Markenclaims werden parallel dazu immer austauschbarer.

Laut einer Nielsen Studie aus Q3/2019 sind nur 13% der bestehenden Kunden einer bestimmten Marke treu und probieren keine neuen Marken und Produkte aus. 33% dagegen wechseln regelmäßig zu anderen Marken und Produkten. Global gesehen sind es sogar schon 42% (Vgl. Nielsen vom 15.07.2019).

Die schwache Aussagekraft von Markenbotschaften hängt oftmals mit den breiten Zielgruppen zusammen. Je mehr Marken versuchen Menschen mit ein und derselben Botschaft zu erreichen, umso beliebiger wird diese dann oftmals. Was in den traditionellen Medien noch gang und gäbe ist, ist in den sozialen Netzwerken schon längst überholt und wird hier auch immer ineffektiver. Obwohl wertebasiertes Social Media Marketing also inzwischen wichtiger denn je in der Markenkommunikation ist, findet nach wie vor jede Menge generisches Social Media Marketing auf allen Kanälen statt.

Doch was oftmals als der gläserne Kunde betitelt wird, trifft im Social Media auch umgekehrt auf Marken zu: Sie werden durchschaubarer. Der abgedroschene Begriff „Authentizität“ ist bedeutender als je zuvor, Marken müssen sich und ihre Anschauung immer wieder aufs neue beweisen und diese Einstellung aktiv vorleben. 

Der Homo Emotionalis löst den Homo Oeconomicus ab

 Und dieser Homo Emotionalis kritisiert nicht nur InfluencerInnen für den zunehmenden Verlust ihrer Glaubwürdigkeit, er tut dies auch und vor allem bei Marken. Was für InfluencerInnen gilt, gilt hier also auch für Brands: Sie müssen sich täglich hinterfragen – „Wie glaubwürdig sind meine Botschaften, meine Kampagnen, meine Beiträge in den sozialen Netzwerken?“

Die Corona-Krise ist ein sehr gutes und aktuelles Beispiel dafür, wie sehr menschliche Werte und Emotionen in der Markenkommunikation in den Vordergrund gerückt sind. Allerdings trennt sich hier schnell die Spreu vom Weizen und wir wurden mit jeder Menge Austauschbarkeiten und Belanglosigkeiten von Markenbotschaften überflutet. Warum? Weil sich der Homo Emotionalis genauer ein Bild der an ihn übermittelten Botschaften verschafft und fadenscheinige oder aktionistische Versuche so schneller als solche enttarnt. Während der COVID-19 Hochphase oder der #blacklivesmatter-Bewegung wurde man in den sozialen Netzwerken nahezu überschwemmt mit generischen Durchhalte-Parolen, Imagefilmen und Danksagungen. Was vielleicht gut gemeint ist, verfehlt jedoch oftmals sein eigentliches Ziel. Beim Betrachten so mancher Beiträge fühlt man sich oftmals direkt in das vorhergegangene, Meeting der Social Media Chefetagen gebeamt: „Dazu müssen wir unbedingt auch was machen und ein Statement abgeben!“

Der Marketoonist Tom Fishburne hat mit seinem Tweet Anfang Mai dies sehr passend visualisiert:

Quelle: Twitter, Tom Fishburne

Die Kommunikation in Krisenzeiten (aber auch abseits von diesen) muss sich abgrenzen und darf nicht auf billigen Blaupausen oder Trittbrettfahrern basieren. Eine plötzliche Wende um 180 Grad in der Markenkommunikation ist allerdings auch alles andere als authentisch. Denn wenn Kommunikation beliebig und inflationär wird, dann sind die Marken im Vorteil, die vom Kern her glaubwürdig sind und nicht jene, die schnell eine Kampagne zur Corona-Krise umgesetzt haben.

Bestes Beispiel hierfür ist ein Video von Coca-Cola, welches die Brand Mitte April auf Facebook veröffentlicht hat. Zu sehen ist hier ein generisches „Danke-Video“, in dem „den Helden des Alltags“ gedankt wird und deren Typografien letztendlich die Grundrisse der ikonischen Cola-Flasche ergeben. Die deutschsprachige Version des Videos hat nicht mehr als knapp 7.000 Views seit dem 17. April 2020 verzeichnet. Ein mehr als überschaubarer Effekt.
Wenn Inhalte die Menschen nicht unterhalten oder keine Relevanz darstellen dann verpuffen sie eben in den jeweiligen Filterbubbles, Timelines oder den Tiefen der Algorithmen.

Quelle: Facebook, Coca Cola

Zuhören, Lernen, Verstehen und Reagieren

Anstatt also mit platten und austauschbaren Inhalten zu arbeiten, ist viel entscheidender wie und wo ein Unternehmen diese Inhalte platziert. Und wie ändert sich das Nutzerverhalten? Geht eine Adaption und Erweiterung der bisher eingesetzten Formate und Kanäle mit der Botschaft Hand in Hand, führt das in der Regel zu wirkungsvolleren Reaktionen, als genau das zu machen, was alle andere auch gerade machen? Welche Formate und Kanäle bediene ich als Unternehmen bereits und wie kann ich diese sinnvoll nutzen, um meine Botschaft langfristig und authentisch zu verbreiten? Kann ich z.B. Live-Formate dementsprechend in meine Social Media Strategie integrieren? Welche Meinungen, Werte und Gefühle hat meine Zielgruppe wirklich zu gewissen Themen? Und wo überschneidet sich das mit meinen Unternehmenswerten? Wie kann ich der Zielgruppe in dieser Schnittmenge einen Mehrwert bieten? Wie und wo schaffe ich es mit ihr auf einer emotionalen Basis, fernab jeglicher Service-Hintergedanken zu interagieren?

Der Homo Emotionalis wird Marken und Unternehmen auch weiterhin immer stärker hinterfragen. Kundenbindung wird nur über emotionale Bindungen erreicht. Allerdings auch nur dann, wenn sie von Marken glaubwürdig und langfristig kommuniziert wird. Ein “Danke”-Video während Corona, oder ein herzerwärmendes Weihnachtsvideo hat nur einen kurzfristigen Effekt und versinkt nach wenigen Tagen wieder in der Bedeutungslosigkeit.

Der Homo Emotionalis wird in den sozialen Netzwerken noch mehr die Kontrolle übernehmen, sodass Marken und Unternehmen sich nicht darauf beschränken dürfen Trends zu folgen und neue Kanäle für sich zu entdecken. Sie müssen vielmehr ihre Social Media Kommunikation auf eine emotionale Ebene hieven und sich endlich von der “wir sind Besten, Größten, Günstigsten und Schnellsten”- Darstellung verabschieden.

Die ANKOMM:

Die ANKOMM begleitet als Full-Service Marketing Agentur Kunden seit jeher dabei, mutige Wege zu gehen, um beste Ergebnisse zu erreichen. Ob bei der Einführung neuer Produkte, unkonventionelle Recruiting-Kampagnen oder der Kommunikation in herausfordernden Geschäftsfeldern, wir entwickeln Lösungen, die passen. Mehr Informationen und eine Auswahl bisheriger Cases gibt’s hier: https://www.ankomm.de/was-wir-tun/ 


Facebook Shops: 4 Prognosen zum Launch des neues Facebook Features

Es war vergangene Woche wohl die beherrschende Nachricht in den einschlägigen Medien und Foren: Facebook hat sein neues Feature „Facebook Shops“ vorgestellt. Wobei „vorgestellt“ es nicht ganz trifft, denn viel mehr als eine Pressemitteilung samt Video und ein paar Screenshots gibt das Unternehmen bislang noch nicht preis.

Trotzdem ist die E-Commerce- sowie Social Media Szene erstmal in hellem Aufruhr. Doch wie wird Facebook Shops tatsächlich aussehen und was wird der Shopping Feed können bzw. was nicht? Welche Auswirkungen könnte das auf User, Konsumenten und die Betreiber des Shops haben? Wir wagen erste Prognosen.

Vorab: Bisher konnten Privatpersonen über den Facebook „Marketplace“ bereits Produkte kaufen (ähnlich Ebay). Dies jedoch mit bisher eher mäßigem Erfolg in Deutschland. Werbetreibende fokussierten sich bisher auf Shoppable-Ads bei Instagram, in denen die User auf ausgewählte Produkte mit Shopping-Tag im Bild klicken konnten und direkt in den Online-Shop weitergeleitet wurden. So weit, so gut. Doch nun baut Facebook ein komplettes Shop-Frontend, sodass die User die gesamte Customer-Journey von der Auswahl der Produkte bis hin zum Checkout und Zahlung über Facebook abwickeln können.

Kann sich dieses Angebot wirklich gegen die Big-Player im E-Commerce wie Amazon und Google behaupten? Oder ist es nur ein weiterer Flop wie die letzten Versuche von Mark Zuckerberg Innovationen der breiten Maße der Facebook User schmackhaft zu machen (z.B. Marketplace oder VR-Formate)?

Um das seriös beantworten zu können, müsste man vorhersehen können wie sich das Online-Shopping in Zukunft entwickeln wird und das kann natürlich niemand. Was wir durchaus tun können, sind die Stärken und Schwächen von Facebook Shops gegen die der etablierten Player zu stellen und daraus folgende vier Prognosen abzuleiten:

  1. Facebook Shops wird vor allem die Macht des Feeds nutzen!
  2. Facebook Shops wird keine direkte Gefahr für Amazon & Co werden!
  3. „Der Händler um die Ecke“ bekommt mehr Optionen. Und muss sich entscheiden!
  4. It’s all about data (mal wieder)! Facebook Shops wird eine große Auswirkung auf das Schalten von Anzeigen und deren Preisgestaltung haben!

Facebook Shops wird die Macht des Feeds nutzen!

Facebook hat eine große Stärke gegenüber Amazon, Google und Co: den Feed. Mobile Erfolgsgeschichten wie Instagram, TikTok, Snapchat und nicht zuletzt Facebook basieren auf starken und relevanten Feeds. Dabei hat sich Facebook in den letzten Jahren vom Freundes-Feed zum Nachrichten-Feed gewandelt. Warum also sollte nicht auch der Wandel in Richtung Shopping-Feed gelingen?

Betrachtet man den Platzhirschen Amazon, ist der Feed tatsächlich seine große Schwäche. Denn es mangelt dem User an Inspiration. Wenn dieser bereits weiß, was er sucht, findet er es auf Amazon zweifelsohne schnell und zuverlässig in einer großen Auswahl. Diese ist aber alles andere als hilfreich, wenn ich mich von Trends, Einrichtungen, Fashion etc. inspirieren lassen möchte. Facebook hingegen hat hier insbesondere mit Instagram, seine große Stärke. Die User werden feedbasiert ständig mit neuen Trends von Marken, denen sie folgen, bespielt und können Produkte nun auch direkt shoppen. Ein großes, lautes digitales Schaufenster quasi. Angekündigte Formate, wie „Live-Shopping“ lassen aufhorchen und sollten bereits bei allen Marketeers und Social Media Konzeptern auf dem Schreibtisch liegen. Teleshopping in cool. Beim discovery-getriebenen Shopping wird Facebook eine Nische füllen, die z.B. Amazon bisher nicht bedienen konnte.

Facebook Shops wird keine direkte Gefahr für die bestehenden Big Player wie Amazon werden!

Betrachtet man die mediale Berichterstattung nach der Pressemittelung von Facebook, so gab es nur eine Frage: Wird Facebook nun Amazon überholen? Vorab: Diese Frage kann klar mit Nein beantwortet werden. Und das liegt in erster Linie an den unterschiedlichen Plattformen bzw. Aufbau der beiden Giganten. Amazon wird auch weiterhin das unangefochtene Non-Plus-Ultra der Branche bleiben. Das liegt vor allem an der jahrzehntelangen Erfahrung mit Online-Shops, der großen Auswahl, der zuverlässigen Logistikabwicklung sowie Kundenbindungsmaßnahmen, wie zum Beispiel Amazon Prime. Gegen diese Qualität, Geschwindigkeit und geballte Erfahrung wird Facebook erstmal keine Chance haben.

Hinzu kommt, dass bereits über 50% aller Produktsuchen inzwischen nicht mehr über klassische Suchmaschinen abgewickelt werden, sondern direkt über Amazon. E-Commerce ist in großen Teilen durch spezifische Suchen getrieben – hier aber wird die Facebook Shop-Welt mehr aus einem Flickenteppich einzelner Angebote mit eigenem Check-Out bestehen. Diese Fragmente in eine übergreifende und funktionierende Suche zu integrieren, dürfte Facebook kurz- bis mittelfristig wohl kaum gelingen. Für den großen, von der direkten Suche getriebenen Anteil des E-Commerce wird Facebook vorerst keine relevante Rolle spielen. Facebook wird sich hier auf seinen Feed konzentrieren und sich mit dem kleineren Stück vom Kuchen zufriedengeben.

Der Händler um die Ecke bekommt mehr Optionen. Und muss sich entscheiden.

Der Launch von Facebook Shops wird vermutlich den Markt für Shop-Systeme ordentlich durcheinander wirbeln, nachdem sich Mark Zuckerberg direkt an „die kleinen Läden um die Ecke“ wenden will. In der Pressemitteilung von Facebook heißt es, dass Facebook mit Partnern wie z.B. Shopify zusammenarbeiten werde. So werden sich Händler in Zukunft entscheiden müssen ob sie mehrere Kanäle managen wollen oder nur auf einen Facebook Shop setzen wollen. In diesem Fall würde Facebook in einen Wettbewerb mit diversen Shop-Anbietern treten und hat hier aller Voraussicht nach auch gute Karten den ein oder anderen kleinen Händler von seiner all-in-one Lösung zu überzeugen.

It’s all about data. Die Auswirkungen auf Facebook Werbeanzeigen.

Mark Zuckerberg hat zum Launch von „Shops“ betont, dass das Angebot bis auf die Zahlungsabwicklung für die Händler kostenlos sein wird. Kein Wunder, denn für Facebook steckt das viel lukrativere Monetarisierungspotenzial auch nicht in Shop-Gebühren, sondern in der Feinjustierung von Reichweiten. Denn Google weiß, was die Leute suchen, Facebook weiß was ihnen gefällt, aber Amazon weiß was sie tatsächlich kaufen und für welchen Preis.

Und genau hier liegt wieder ein entscheidender Vorteil von Amazon: Sie besitzen die wertvolleren Datensätze. Mit der Integration von Facebook Shops kann Facebook nun Werbeanzeigen viel direkter auf den Kauf ausrichten, ohne dass der User wie bisher die Plattform verlassen muss. Facebook begleitet den User nun direkt bis zum erfolgreichen Kaufabschluss und sammelt dabei Daten, die dabei helfen Werbeanzeigen noch zielgerichteter ausrichten zu können. Das wird sich natürlich entsprechend im Preis für Werbetreibende auf Facebook wiederspiegeln.

Fazit: Ein wichtiger Schritt in die Zukunft des Online-Handels. Mehr Möglichkeiten für Marketeers und Social Media Manager.

Zusammenfassend kann man festhalten, dass Amazon weiterhin der Big Player im Market bleiben wird, dafür sind Auswahl, Preis und Logistik zu gut und zu etabliert. Facebook wird seine Stärken bei der Inspiration ausspielen. Der Trend, dass Marken jedoch versuchen unabhängiger von Amazon zu werden, wird Facebook sicherlich in die Karten spielen, hier ist der Zeitpunkt des Launchs passend gewählt. Hinzu kommt, dass Facebook die idealen Plattformen stellt, um Influencer-Produkte direkt zu vermarkten.

In der Ankündigung stellt Facebook sein neues Produkt vor allem als Angebot für kleine Unternehmen „von nebenan“ vor. So richtig spannend jedoch wird es für Facebook erst dann, wenn auch große Brands das Angebot nutzen und somit auf der Angebotsseite eine weitere Professionalisierung eintritt. Und große Marken wiederum werden sich sehr genau ansehen, wie Facebook Shops im Vergleich zum eigenen Onlineshop performt. Welche Daten bekommen die Brands dann von Facebook über ihre Kunden?

Unter’m Strich hat Facebook Shops einiges an Potential und Power, um den Online-Handel kräftig aufzumischen. Dies wird allerdings nicht reichen um die Machtverhältnisse im E-Commerce zu verschieben. Allerdings bleibt es spannend zu beobachten wie Facebook sein neues Produkt weiterentwickelt und wie der Markt darauf reagieren wird. Eins steht fest: Profitieren kann in erster Linie vor allem der User.

Die ANKOMM:

Die ANKOMM begleitet als Full-Service Marketing Agentur Kunden seit jeher dabei, mutige Wege zu gehen, um beste Ergebnisse zu erreichen. Ob bei der Einführung neuer Produkte, unkonventionelle Recruiting-Kampagnen oder der Kommunikation in herausfordernden Geschäftsfeldern, wir entwickeln Lösungen, die passen. Mehr Informationen und eine Auswahl bisheriger Cases gibt’s hier: https://www.ankomm.de/was-wir-tun/ 


Kampagnen während Corona: Wie Planung in unsicheren Zeiten funktioniert

Kann man dieser Tage überhaupt planen und wenn ja, wie? Und falls nicht, um Himmels Willen was jetzt?

Die Antwort lautet: Jein.

Die erste Hektik der Krise ist vorbei. In gefühlt hunderten TV-Spots wurde mittlerweile jeder Marke gedankt und wir wissen spätestens jetzt, dass die großen Unternehmen wirklich für uns da sind… Die eingefrorenen Budgets verschobener Projekte tauen langsam wieder auf und man fragt sich vorsichtig: Darf ich wieder auf Normalität hoffen?

Langfristige Planung? Über Board damit!

Wer darauf hofft, dass zeitnah alles wieder beim Alten ist, wird wohl enttäuscht werden. Das Einzige, was wir wirklich sicher wissen, ist, dass in den nächsten Monaten immer wieder unerwartete Änderungen auf uns zukommen werden, mit denen es umzugehen gilt. Denjenigen, die dennoch langfristig planen wollen, um ihrem Sicherheitsbedürfnis gerecht zu werden, sei gesagt: ‘Tschuldigung, haben wir gerade nicht im Angebot.

Das Fahren auf Sicht kann jedoch durchaus konstruktiv gestaltet werden, indem schnell und unkompliziert ausprobiert und gelernt wird. Was funktioniert darf bleiben. Was nicht funktioniert wird eben angepasst. Und nach und nach entwickelt sich die Erkenntnis, denn wer stetig ausprobiert, lernt mit jedem Mal etwas dazu.

Wie kann nun die iterative Kampagnenplanung konkret aussehen?

Die Basis: Konkrete Zielsetzung: Welches Ziel soll erreicht werden? Und bis wann?

Die konkrete Zielsetzung ist, wie bei jeder anderen Kampagne, zu Beginn das Wichtigste. Was soll konkret erreicht werden und mit welchen Kennzahlen wird es gemessen?

Ein Beispiel:

Ein Café muss auf unbestimmte Zeit geschlossen bleiben. Trotz Schließung sollen mind. 30% des Tagesumsatzes in den nächsten 3 Monaten erhalten bleiben.

Step 1: Die flexible Konzeption: Ansätze zur Zielerreichung entwickeln.

Durch welche Maßnahmen kann das Ziel erreicht werden? Was braucht es dafür? Welche äußeren Faktoren haben Einfluss auf die Maßnahmen und das Erreichen des Ziels?

In unserem Beispiel:

Wir übertragen einen kleinen Teil des Sortiments auf einen neuen Online-Shop, der digital beworben wird. Im Kampagnenverlauf sollen mindestens 200 Verkäufe pro Monat über den neuen Online Shop erzielt werden. Dazu wird auf allen Kanälen, über die die Kampagne ausgespielt wird, ein entsprechender Tracking-Link integriert.

Wir starten mit zwei Live Streams auf Instagram und kommunizieren einen Rabattcode im Aktionsraum von einer Woche. Nach einer Woche wird die Situation neu bewertet. Unsichere Faktoren, die unseren Ansatz beeinflussen: Eingrenzung oder Veränderung der Angebotssituation, Zielgruppenverhalten auf dem Kanal sowie Akzeptanz des neuen Touch Points.

Step 2: Maßnahmen testen!

Im nächsten Schritt findet die erste Umsetzung statt, hierbei gilt: „Done is better than perfect!“
Ideen schnell an den Start bringen, mit Mitteln, die direkt zur Verfügung stehen und zunächst vor allem dem Lernen dienen.

In unserem Beispiel:

Wie verhält sich die Zielgruppe auf Instagram? Setzt der Rabattcode den richtigen Anreiz? Sind die Visuals richtig gewählt? Haben wir die korrekte Ansprache gewählt? Welches Feedback gibt die Community in den Live Streams? Welche Fragen werden gestellt?

Step 3: Auswerten, Lernen, Anpassen

Um aus den Maßnahmen zu lernen, müssen wir vor Allem eins sein: Aufmerksam. In Interaktion mit der Zielgruppe treten, Daten erheben, Kommentare auswerten, Customer Journey nachvollziehen. Auf Basis des Gelernten lassen sich die Maßnahmen anpassen.

In unserem Beispiel:

Die Zielgruppe hat erstes Interesse an Produkten im Online-Shop gezeigt, beklagt jedoch das stark eingegrenzte Sortiment, lange Lieferzeiten und das Fehlen frischer Speisen werden kritisiert. Häufiger wird die Frage gestellt, ob Bestelltes auch abgeholt werden könnte.
Unsere Anpassung: Wir ergänzen den Online-Shop um einen kleinen täglichen Mittagstisch to go, um das Angebot sukzessiv wieder auszubauen. Um lange Wartezeiten und Ansammlungen vor dem Café zu vermeiden, stellen wir einen Bestellservice via WhatsApp zur Verfügung. Hier kann 20 Minuten vor Abholung die Bestellung aufgegeben werden.

Die Schritte 1-3 werden kontinuierlich wiederholt.

Einigen werden die einzelnen Schritte aus der bisherigen Arbeit vertraut vorkommen. Der Unterschied liegt im Aufbau: Wir verändern die sequenzielle Kampagnenplanung zur iterativen Kampagnenplanung. Statt eins nach dem anderen, lange analysiert und gut geplant, mit großem Showdown bei der Veröffentlichung, gehen wir über zur schnellen Umsetzung von Maßnahmen, kontinuierlichem Testen und Verbessern durch Erfahrungswerte.

Der Vorteil: Im Alltag stetiger Veränderungen können wir schnell reagieren. Die einzelnen Schritte können unkompliziert und kosteneffizient umgesetzt werden. Und zwar so, dass sowohl große Unternehmen als auch kleinere Betriebe von ihnen profitieren.

Der Agentur-Vorteil

Was Agenturen ihren Kunden anbieten sollten, ist die Begleitung und Gestaltung dieses iterativen Prozesses, denn er liegt (hoffentlich) in ihrer DNA:

Schnelligkeit eingespielter Teams, die aufeinander reagieren können. Kreativität, um immer wieder neue Ideen zu entwickeln. ExpertInnen, die ihre Felder bis ins Detail kennen und sie ständig weiterentwickeln können. Mut, Dinge anders zu machen. Ein offenes Mindset, das nach Lösungen sucht, statt vor Problemen stehenzubleiben.

Das ständige Umgehen mit neuen Voraussetzungen, ist der übliche Arbeitsalltag der Agenturwelt. Wer könnte besser durch die aktuelle Krise steuern?

Die ANKOMM:

Die ANKOMM begleitet als Full-Service Marketing Agentur Kunden seit jeher dabei, mutige Wege zu gehen, um beste Ergebnisse zu erreichen. Ob bei der Einführung neuer Produkte, unkonventionelle Recruiting-Kampagnen oder der Kommunikation in herausfordernden Geschäftsfeldern, wir entwickeln Lösungen, die passen. Mehr Informationen und eine Auswahl bisheriger Cases gibt’s hier: https://www.ankomm.de/was-wir-tun/